Wer einen Klettersteig gehen möchte, der benötigt entsprechende Ausrüstung. Aber was gehört eigentlich zu einem Klettersteigset, was brauche ich zwingend und was ist optional? Ich zeige dir heute, welches Equipment du auf jeden Fall in deinem Klettersteigset haben solltest, stelle dir meine Favoriten vor und gebe dir noch einige Tipps was wirklich sinnvoll ist.
Mein Klettersteigset in der Übersicht
Das ist meine Grundausrüstung: Klettergurt, Klettersteigset, Handschuhe und ein Helm. Zusätzlich zu diesem Klettersteigset habe ich auch noch folgende Sachen eigentlich immer dabei:
Und jetzt erkläre ich dir warum ich was verwende. Los geht´s!
Warum mein Klettersteigset so ist wie es ist
Wer sich Material zusammenstellt informiert sich normalerweise erst mal. Man fragt Freunde und Bekannte nach ihrer Meinung, liest Rezensionen auf Amazon, lässt sich im Geschäft von einem Verkäufer über das Produkt aufklären. So oder so ähnlich habe auch ich meine einzelnen Teile zusammengestellt. Oder einfach durch: Will ich haben!
Klettergurt: Pezl Corax
Meinen Klettergurt, den Pezl Corax, habe ich schon seit langen Jahren. Er ist mit mir schon um die ganze Welt geflogen und war in Thailand oder Neuseeland im Einsatz. Der Corax ist ein Klassiker unter Kletterern. Ich habe mich damals im Geschäft in verschiedene Klettergurte gesetzt und 3-5 Minuten gewartet. So findet man sehr schnell heraus, welcher der passende ist, welcher bequem ist und praktisch. Beim Klettergurt sollte man auf keinen Fall sparen denke ich. Vor allem, wenn er nicht nur am Klettersteig eingesetzt wird. Aber auch hier kann ein schlechter oder unpassender Gurt schnell zu Frust führen, nämlich dann, wenn man ihn bei jedem Schritt spürt, wenn er im Weg ist, rutscht und nervt. Bei manchen Klettersteigen ist man 8 Stunden und länger unterwegs. Ein guter Klettergurt zeichnet sich dann einfach dadurch aus, dass man ihn überhaupt nicht mehr wahrnimmt, sondern sich auf seine Route konzentrieren kann.
Klettersteigset: Edelrid Cable Comfort
Für mich die absolute Nummer 1 und ich denke da bin ich nicht alleine. Warum? Weil dieses Klettersteigset den ultimativen Vorteil hat: Ein Gelenk, das die beiden Arme drehen lässt.
Dieses simple aber extrem effektive Feature dieses Klettersteigsets macht folgendes: Es erlaubt mir, die beiden Arme zu clippen wie ich möchte. Ich muss, wenn ich von einem Seilabschnitt in den Nächsten wechsle nicht darauf achten, welcher Arm vorne geclippt werden muss und welcher nach hinten muss. Durch das Gelenk können beide Arme sich immer wieder so befreien, dass sie nicht ineinander verdreht sind. Denn es ist eine der nervigsten Geschichten überhaupt, wenn man an einer schwierigen Stelle ist und dann erst sein Klettersteigset entwirren muss. Durch das Gelenk besteht einfach vollkommene Freiheit und ich persönlich würde nie wieder ein anderes Klettersteigset OHNE dieses Feature verwenden!
Aber das Cable Comfort kann nicht nur dies, es ist auch in allen anderen Bereichen super. Die Karabiner sind gefühlt riesig und – und auch dieser Punkt ist auf keinen Fall zu unterschätzen – ich muss NIE händisch den Karabiner von vorne öffnen und die Klammer nach innen drücken. Am unteren Ende befindet sich hinten der Hebel. Ich nehme also den Karabiner unten in die Hand, drücke zu und er öffnet sich. Warum das so ein Vorteil ist? Nun, wer einmal ein älteres Modell verwendet hat, bei dem man den Karabiner von vorne öffnet und ihn dann ins Seil klippen muss weiß, dass das nicht nur extrem umständlich ist und jedes Mal Koordination und Kontrolle benötigt, sondern dass man sich dabei sehr schnell die Fingerknöchel am Fels aufreißt, dass man permanent von kleinen abstehenden Stahlseil-„Nadeln“ gepiekst wird und man am Ende des Tages blutende Hände hat. Das passiert mit dem Klettersteigseit von Edelrid im Normalfall nicht.
Edelrid Klettersteig-Handschuhe
Handschuhe würde ich jedem empfehlen, der einen Klettersteig macht. Hier sind wir wieder bei dem Thema, das ich eben angesprochen habe: Wenn das Stahlseil nicht mehr im Top-Zustand ist, dann stehen dort gerne kleine, fiese „Nadeln“ ab. Wenn man in diese (am besten noch mit Schmackes) rein fasst ist das mehr als unangenehm. Und wenn diese dann noch verrostet sind ggf. auch nicht ungefährlich! Deshalb trage ich immer Handschuhe.
Ich habe mich für die Edelrid Handschuhe entschieden, im Prinzip gibt es hier aber eine große Auswahl. Hier liegt es wohl am persönlichen Geschmack, ob man Vollleder nehmen will oder wie ich mit eher atmungsaktivem Material an der Oberseite. Dafür werden diese wahrscheinlich auch nicht ganz so lange halten wie Leder Handschuhe. Mir war wichtig, dass ich freie Fingerkuppen habe, damit ich hier Gefühl habe. Aber auch das ist Geschmacksache. Und unter uns: Ich habe schon genug Menschen gesehen, die einfache Radlerhandschuhe (diese gehen aber wohl sehr schnell kaputt) oder besser noch Gartenhandschuhe an hatten. Auch das funktioniert.
Kletterhelm: Black Diamond Vapor
Ein Helm ist beim Klettersteig gehen eigentlich Pflicht. Klar: Er sieht bescheuert aus und angenehmer mag es ohne sein. Aber wer seine Gesundheit nicht aufs Spiel setzen will sollte seinen Kopf schützen! Hier ist keinerlei Platz für Eitelkeiten!
Ich hatte früher einen einfachen 40€ Helm von Salewa. Der funktioniert im Prinzip auch aber ich habe einen entscheidenden Nachteil: ich habe keine Haare und deshalb hat dieser mich gekratzt und genervt. Ich habe mich jetzt dafür entschieden etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen und mir einen bequemen und leichten Helm zu gönnen. Aber auch hier würde ich jedem empfehlen wirklich in den Laden zu gehen und nach einer passenden Kopfbedeckung zu schauen. Ich bin mit meinem sehr zufrieden, aber du hast ja wahrscheinlich nicht meine Kopfform, also kann das bei dir ja schon wieder ganz anders aussehen. Egal wie: Ein Helm gehört zwingend zu jedem Klettersteigset!
Kleidung: Mein Bekleidungs-Klettersteigset
„Am Berg brauchst a G´wand!“
Klingt banal, aber ist absolut richtig und wichtig! Ohne passende Kleidung macht ein Klettersteig keinen Spass. Ich habe schon Leute in Chucks, Adidas Superstars oder anderen Stoffschuhen gesehen. Das führt dann meistens eher zu Panik als zu einem Erlebnis. Ich zeige dir jetzt, welche Klamotten zu meinem Standard Klettersteigset gehören
Meine Lieblingshose und immer am Berg mit mir: Die Fjällräven Karl Pro Zip Off. Sie ist leicht, stört mich durch die weit geschnittenen Knie und Hinternpartie nicht bei Bewegungen und vor allem: Ich kann die Beine abnehmen und habe dann eine Shorts. Dazu ist sie robust und geht nicht so leicht kaputt, wenn man mal gegen den Fels knallt. Für mich die absolute Hose #1!
Die Schuhe meiner Wahl sind die La Sportiva TX4. Wobei hier natürlich der Steig eine entscheidende Rolle spielt. Aber grundsätzlich ist dieser Schuh ein sehr guter Allrounder! Er ist steif genug, so dass man guten Halt hat und nicht jede Steinspitze spürt. Gleichzeitig ist er aber flexibel und unterstützt mich beim Steig. Die Sohle hat eine sogenannte „Climbing Zone“ im vorderen Bereich mit dem man an den Fels antritt. Ansonsten gibt mir das Profil einen sehr guten Halt am Fels, so dass ich nicht das Gefühl habe abzurutschen. Ein rundum Geröllschutz ist immer von Vorteil. Und da der Schuh aus Leder ist kann man ihn einfach pflegen und er hält Wasser ab. Was will man also mehr?
Bonus: Auch diese Dinge habe ich bei jedem Klettersteig dabei!
Manche Dinge braucht man einfach, wenn man unterwegs ist. Vielleicht kommen sie nicht bei jeder Tour zum Einsatz, aber garantiert ist: wenn man sie nicht dabei hat braucht man sie am dringendsten! Deshalb hier die Dinge, ohne die ich NIE unterwegs bin:
Ein Taschenmesser kann man immer brauchen. Egal ob für die Brotzeit (das Highlight jeder Tour, oder?), oder weil man mal etwas durchschneiden muss, eine Dose geöffnet werden will oder sonstiges. Mac Gyver lässt grüßen!
Dann das, was hoffentlich nie zum Einsatz kommt: Ein Erste Hilfe Set. Ich hoffe wirklich, dass es immer unbenutzt bleibt, aber sollte jemals etwas passieren, ist es einfach wichtig, dass man zumindest die wichtigsten Dinge, wie z.B. einen Verband griffbereit hat!
Auch auf Regen muss man immer Vorbereitet sein. Ich habe meine Berghaus Paclite Pant Regenhose immer dabei. Sie ist kompakt und braucht nicht viel Platz, lässt sich super schnell anziehen und hält auch beim größten Sturm die Beine trocken. Dazu eine Regenjacke oder einfach ein Poncho. Nass bis auf die Unterhose macht definitiv kein Klettersteig Spaß!
Gerne unterschätzt: Sonnencreme! Aber wer einen Klettersteig geht und oben am Berg ist, der sollte immer Sonnencreme dabei haben. Die Strahlung ist einfach ganz anders als im Tal. Und auch wenn es frühs noch trüb sein mag so ist das Wetter im Gebirge doch gerne mal launisch. Und wer will schon mit einem verbrannten Gesicht vom Klettersteig nach Hause kommen? Also: Sonnencreme in eine kleine Tube abfüllen und ab damit in den Rucksack!
A pro pos Rucksack: Hier ist mein Liebling der Act Trail von Deuter. Super bequem, richtig gute Fächer und Verstaumöglichkeiten, Hüftflossen können schnell verstaut werden, wenn man den Klettergurt anzieht, robust…wirklich ein absolut empfehlenswerter Rucksack der jeden Cent absolut wert ist.
Und dann noch eine der wichtigsten Dinge am Klettersteig: genug Wasser! Ich perönlich bin ein Fan von Trinkblasen. Sie sind wiederverwertbar, einfach zu handeln, einfach zu reinigen, brauchen wenig Platz im Vergleich zu leeren Flaschen und man muss nicht immer der Rucksack abnehmen und nach einer Flasche suchen, wenn man Durst hat. Einfach entriegeln, Schlauch in den Mund und trinken. Einfacher geht es eigentlich nicht.
Und zu guter Letzt: Stöcke. Am Klar: Am Klettersteig selbst nutzen diese wenig. Aber wenn man nach 4, 5, 6 Stunden oder mehr noch einen langen Abstieg vor sich hat gibt es nichts besseres als Trekkingstöcke. Während dem Klettersteig werden diese am Rucksack verstaut und kommen beim Aufstieg bzw. beim Abstieg zum Einsatz. Ich habe lange über die „Stockenten“ gelacht. Aber einmal ausprobiert möchte ich nicht mehr auf meine Trekkingstöcke verzichten!
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